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Geschichte von Blansingen

"Gerung und dessen Bruder Hesso von Blansingen gaben für die Seele ihrer hier begrabenen Mutter Gisela von Backnang zwei Hufen in Stetthein." Dies ist - indirekt - die früheste schriftliche Nachricht, die wir vom Dorf Blansingen haben: "von Blansingen" nennt sich eine Familie schließlich erst, wenn es Blansingen schon gibt.
Eine karge Nachricht, aber wichtig: notiert vor 1051, es geht um eine Stiftung zweier Brüder für ihre Mutter an das Kloster Einsiedeln. Und es gibt in den Einsiedler Gedenk-Einträgen noch mehr: "Graf Hesso und dessen Ehefrau Gisela von Backnang", "Hesso und dessen Sohn Hesso von Backnang". Hesso von Blansingen ist Hesso, Graf von Backnang und Graf im Sülchgau. Gisela war wohl mit Kaiserin Gisela von Schwaben verwandt, die Familie der Hessonen war hochadelig. Hessos (von Blansingen) Grab konnte in der Sülchenkirche bei Rottweil aufgedeckt werden. Leider war es leer - schade, sein Skelett hätte viel über sein Leben erzählen können.
Vermutlich gehen Flurnamen wie "vf der Búrg" auf diese Adelsfamilie zurück. Wobei man sich eine Burg aus dem 11. oder gar 10. Jahrhundert eher bescheiden vorstellen muß: ein Fachwerkhaus mit Wall und Graben drumherum, oder ein kleiner steiler Hügel mit einem Holzturm von 3-4m Kantenlänge. Wir wissen es nicht, archäologische Funde wurden (bislang) nicht gemacht.
Das Dorf Blansingen selbst taucht erst 1094 in einer Urkunde auf: dem Kloster St. Georgen im Schwarzwald werden 21 Joch Ackerland in Blansingen und 1 Manse Gehölz in Kambiz geschenkt. St. Georgen wurde 1084 von (einem anderen) Hesso und Konrad gegründet; dieser (oder noch ein anderer) Hesso schenkt 1086 Besitz in Kleinkems an das Kloster. 1464 verkauft das Kloster St. Georgen all' seine Besitzungen und Rechte in Blansingen - Ackerflächen und seinen Anteil am Ackerhof - an den Markgrafen von Hachberg. Den Rest des Hofes besaß das Kloster Olsberg im Aargau. Auch andere haben Besitz in Blansingen: die Klöster St. Clara, Klingental und das Barfüsserkloster in Basel, Bürgeln, St. Blasien und die Klöster Weitenau und Wettingen, die Familie von Rotberg, um nur einige zu nennen.
Im Jahr 1094 war das Dorf Blansingen bereits seit ca. 400 Jahre alt. Gräber und aus Gräbern stammende Waffen des späten 7. Jahrhunderts belegen das hohe Alter des Ortes.
Auch für die Peterskirche ist ein Vorgängerbau des ausgehenden 7./8. Jahrhunderts zu vermuten. Die Lage der Kirche außerhalb des heutigen Ortes ist auffällig, und nicht eindeutig zu erklären. Vielleicht war sie eine Eigenkirche der Herren von Blansingen (und auf ihrem Hof erbaut), vielleicht war der Baugrund (feuchte Senke) sonst nicht zu gebrauchen, vielleicht gaben die hier fertig herumliegenden Bausteine (einer römischen Ruine) den Ausschlag.
Der neueste Teil der Kirche ist der Turm (1497/98), der spektakulärste ist die Ausmalung aus dem 15. Jahrhundert (vor 1457). Diese Wandbilder wurden 1924 erstmalig freigelegt, auf Verlangen der Kirchgemeinde wieder überdeckt, 1954/55 erneut freigelegt und nach dem damaligen Zeitgeschmack überarbeitet.
Die Zeitläufte - Basler Fehden des 15. Jhs., Reformation, Dreißigjähriger Krieg, Erbfolgekriege des 17. und 18. Jahrhunderts - haben ebenso wie Hunger, Dürre, Flut, Erdbeben, Seuchen Blansingen und seine Bewohner getroffen; dies gilt ebenso für alle anderen Ortschaften. Eine Besonderheit ist ein Massenfund an auffallend kleinen Hufeisen: ganze Wagenladungen sollen 1938 geborgen worden sein, verloren um 1813, eigentlich zum Beschlagen der Pferde russischer Kosacken gedacht. Leider scheinen alle Eisen inzwischen verschwunden zu sein; damit auch die einzigen fassbaren Zeugnisse einer unsäglich langen Kette an Kriegen, Scharmützeln, Einquartierungen, Zwangsarbeiten, Übergriffen, Not und Elend.

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