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Geschichte von Welmlingen

Auch in Welmlingen fanden sich zwei Steinplattengräber, die vermutlich um 700 n. Chr. zu datieren sind. Allerdings nicht im heutigen Ort, sondern abseits: auf dem "Kirchberg" und im "Rohracker". Ob hier die ersten Höfe des späteren Dorfes lagen? Die ältesteste Urkunde nennt Welmlingen im Jahr 1113, als Walcho von Waldeck viel Besitz und viele Rechte dem Kloster St. Blasien übergibt. Auch Bürgeln hat Besitz und Rechte in Welmlingen, ebenso das Kloster Weitenau und mehrere Basler Klöster. Auch die Münch von Müchenstein waren Grundherren hier, und: sie hatten umfangreiche Herrschaftsrechte sowie einen größeren Hof. Die Familie Münch verkauft 1368 an Markgraf Rudolf: Burg und Dorf Otlikon, die Dörfer Weil, Wintersweiler und Welmlingen und Leute und Güter in den Dörfern und Bännen zu Haltingen, Hiltelingen und Hüningen für 1.400 Mark Silber Basler Gewichts. Die Herren von Rötteln werden damit wichtigster Herr im Dorf, und erwerben in den nächsten Jahrhunderten Besitz hinzu. Derweil nimmt das normale Leben im Dorf Welmlingen seinen Lauf (unterbrochen durch gelegentliche Naturkatastrophen, Feuer, Seuchen oder Fehde-Schäden, wie in den Nachbarorten auch).

Ab 1575 sind Einwohner Welmlingens immer wieder gezwungen, Geld zu leihen - eine beträchtliche Zahl an Schuldverschreibung an die Kirche Blansingen des 16. bis 18. Jh. hat dem Zahn der Zeit widerstanden. Das mag anfangs am Wetter liegen - ab 1560 sinkt die Jahresdurchschnittstemperatur dramatisch, und Wetterextreme vernichten mit grausamer Regelmäßigkeit die Ernten ganzer Landstriche. Dann beginnt der Kriegsmarathon, der die gesamte Region bis in das frühe 19. Jahrhundert im Würgegriff halten wird. Die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges haben das Markgräflerland und den Breisgau zeitweise fast unbewohnbar gemacht. Eindrücklich ist der Bericht des Welmlinger Vogtes Simon Hopp zur 4. Plünderung des Dorfes am 3. April 1633. Wurden zuvor die Schweine, Rinder, Pferde geraubt, wird nun alles andere fortgetragen oder zerstört. Zehntfrucht, Saatgut, Werkzeug, Geschirr, Hausrat, Mobiliar - alles fort. Von Geld, Waffen oder Lebensmitteln ganz zu schweigen. Die Häuser stehen noch, aber als leere Hülle. Nur in den Reben kann noch gearbeitet werden, zum Ackern und Bestellen der Gärten fehlt es an allem. 68 Karren und 16 Wagen voll Beute wurden aus Welmlingen fortgeschafft; Reiter und "Lumpengesindt" sei es gewesen. Reguläre Truppen, Söldner, die aber nicht besoldet werden, sondern sich selbst versorgen. Alle Truppen agieren so, aller Kriegsparteien, und überall. Welmlingen hatte Glück: es wird nicht - wie z.B. Kandern - niedergebrannt.
Überregional bekannt wird Welmlingen 1755. Ein Preisausschreiben lockte mit einer großen Geldsumme: demjenigen, der den schönsten Marmor im ganzen Badischen Land entdeckt. In Karlsruhe wird ein Schloß gebaut, und größtmögliche Pracht muß sein. Gewonnen hat der Vogt von Blansingen, der schönste Marmor bricht in Welmlingen. Tatsächlich hat man sowohl im Karlsruher Schloß als auch im Kloster St. Blasien viel Welmlinger Dendritenmarmor (ein äußerst attraktiver, auf Hochglanz polierbarer Kalkstein mit zweigartiger Musterung) verwendet. 1763 wird erneut nach einheimischem Marmor gefahndet; diesmal ist es Efringer, der den 1. Preis gewinnt. Leider ist aller "Marmor"-Zierrat, sind alle Kaminsimse und alle Tischplatten sowohl in St. Blasien als auch in Karlsruhe durch Feuer und Krieg zerstört. Heute existieren nur noch Musterstücke der vielen verschiedenen Markgräfler "Marmore", die für Baumeister und Architekten bestimmt waren. Für Welmlingen gab es gar die Idee, eine Marmor-Säge und Stein-Schleiferei anzulegen, und ein Marmor-Jaspis-Produkte-Rheinab-Verschiffungs-Kontor, irgendwo bei Märkt oder Kirchen. Französische Revolution und Napoleonische Kriege bereiteten diesen Plänen, dem Markgräfler "Marmor" und dem Markgräfler "Jaspis" ein jähes Ende.

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