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Geschichte von Kleinkems

"Auch soll der Meier in dem Oberen Hof zu Kleinkems einen Hund haben." So beginnt die älteste Fährordnung aus dem Gemeindegebiet Efringen-Kirchen aus dem Jahr 1383. Der Meier soll Leute, Karren, Pferde über den Rhein führen. Und im Notfall die Leute aus Grosskembs und deren Habe vorrangig retten. 1341 bezieht das Hochstift Basel Einnahmen aus der Fähre, und es ist davon auszugehen, daß die Fährverbindung selbst noch älter ist. Die Verbindung über den Rhein hinweg hat Tradition; in römischer Zeit stand hier eine Brücke. 1955 wurden auf französischer Seite noch 6 massive Pfeiler, Mauerwerk und Reliefs aufgefunden, beim Autobahnbau rechtsrheinisch sollen ebenfalls Pfeilerreste aufgetaucht (und kleingeklopft gleich wieder verbaut worden) sein. Wer wann weshalb den Oberhof Kleinkems besessen hat - das war schon für Zeitgenossen eine Wissenschaft für sich; im 15. Jh. werden seinetwegen zahlreiche Prozesse geführt. Kems hüben, Kembs drüben, und ein weiteres Kembs bei Bad Krozingen, wo es ebenfalls einen Oberhof gab ... 1414 scheint Dietrich Snewelin von Landeck den Hof gewaltsam besetzt zu haben. 1464 verkauft dann das Kloster St. Georgen im Schwarzwald seinen Oberen Hof zu Kleinkems an Rudolf von Hochberg, inzwischen steht ein burglin, eine kleine Burg, dabei.

Das Kloster St. Georgen hat ab 1086 Besitz in Kleinkems: Ackerland, einen guten Weinberg, die halbe Kapelle und die ganze Gerichtsbarkeit. Geschenkt von Hesso, einem der Begründer von St. Georgen. Spätestens um 1350 hat auch St. Blasien in Kleinkems Besitz und einen eigenen Ding- und Fronhof.

Ab 1394 wird in Kleinkems ein neuer Zoll erhoben, von allem Kaufmannsgut, das dort den Rhein passiert. Nach kürzester Zeit ist dieser Zoll in der Hand der Stadt Basel, und wir finden in den Rechnungsbüchern der Stadt Jahr für Jahr die Einnahmen daraus verzeichnet. Die Stadt Basel "sammelt" Zollrechte - schon 1373 hatte ihr der Basler Bischof seine Zölle für 12.500 Gulden verpfändet. Eine gigantische Summe! Der Markgraf hingegen ist mürrisch - der Rheinzoll wird auf seinem Territorium kassiert, aber er geht leer aus. 1422 erfahren wir, daß der Rhein das Ufer zu Kemps verderbt und zum Landen undienlich gemacht habe. Der Zoller darf deshalb auch ober- und unterhalb des Dorfes kassieren.
Eingeklemmt zwischen Hang und Rhein war Kleinkems über Land nur schwer erreichbar. Der einfachste Weg von Bellingen her. Ein sehr steiler Weg ab Blansingen. Ein steiler Pfad, an der Neuenburg vorbei. Haarsträubend und nur für Fußgänger: der Felsenpfad über und um die Klotzenspitze herum. An verschiedenen Grotten vorbei, unter der Neuenburg durch, an der Felsenmühle vorbei. Um diesen Pfad und um die malerische Mühle ranken sich viele Geschichten; sie müssen spektakulär gewesen sein. Pfad, Grotten, Burg und Mühle sind dem Bahnbau bzw. der Kalkgewinnung zum Opfer gefallen.

Auch die Zementi gibt es nicht mehr - die Zementfabrik, entstanden 1907, lange Zeit größter Arbeitgeber. Die Zementi hatte eigene Bahngeleise, und bei Bahnbauarbeiten kam 1939 ein Schädel aus dem Steilhang gerollt. Zwei jungsteinzeitliche Gräber, und dann die Sensation: ein jungsteinzeitliches Bergwerk (betrieben mindestens 4250-4050 v. Chr.). Feuerstein gewann man hier, an mehreren Stellen zwischen Kleinkems und der Neuenburg. Bis kurz vor 1680 - dem Jahr der Zerstörung einer Freiburger Edelsteinschleiferei. Deren Rohmaterialvorrat 2009 von Archäologen aufgedeckt wurde: 250-300 Knollen Kleinkemser Feuerstein. "Jaspis" heißt er in den dicken Bündeln Archivalien - das Material ist im 17. und 18. heiß begehrt bei Edelsteinschleifern und Kunsthandwerkern an den europäischen Fürstenhöfen. Ein kleiner Bereich des Bergwerks steht offen; das Jaspisbergwerk von Kleinkems ist aus gutem Grund ein geschütztes Kulturdenkmal.

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